Leben in Gemeinschaft: Warum & was bringt’s?

3 Jahre Gemeinschafts-Forschungs-Reise: Was habe ich gelernt? Und was können Lebensgemeinschaften zum gesellschaftlichen Wandel beitragen?

Hallo ihr Lieben,

nach gut drei Jahren Gemeinschafts-Forschungs-Reise ziehe ich nun ein (Zwischen-) Fazit: Was habe ich beim jahrelangen Nomadenleben gelernt? Warum zieht es immer mehr Menschen hin zu einem gemeinschaftlicheren Leben – und was können Gemeinschaften auch zu einem größeren gesellschaftlichen Wandel beitragen?

3 Jahre Gemeinschafts-Forschungs-Reise: Warum eigentlich?

Nun denn… Ende 2018 bin ich losgezogen, größtenteils weil ich keine Lust mehr hatte, alles im Leben alleine zu schaffen: Alleine wohnen, alleine arbeiten, alleine essen, alleine Kinder großziehen (wenn ich welche hätte)… das kann nicht gesund oder natürlich sein! Und in mir hatte sich seit Jahren schon der Wunsch bewegt, etwas zu gestalten, was die Welt ein wenig schöner hinterlässt – und das geht eindeutig besser gemeinsam als allein…

Also bin ich mit großer Neugier losgezogen und wollte vieles herausfinden:

  • Was sind Probleme und Vorteile gemeinschaftlichen Lebens?
  • Was für Arten von Gemeinschaften gibt es überhaupt, wie möchte ich leben, wie komme ich in Gemeinschaft zurecht?
  • Wie können Gruppen wertschätzend und effizient kommunizieren und Entscheidungen treffen? Wie können Gemeinschaften mit Konflikten umgehen?
  • Und insbesondere treibt mich nach wie vor die Frage: Was kann die Rolle und der Beitrag von Gemeinschaften sein? Was tragen Gemeinschaften zur positiven Veränderung bei – gesellschaftlich und ökologisch, sowie persönlich und spirituell?

Was habe ich persönlich gelernt?

Ich habe in über drei Jahren mehrere ‚zig Gemeinschaften besucht, und mich danach einer angeschlossen (dazu mehr in diesem Beitrag). Ich habe in diesen Jahren mit Kommunikation, Entscheidungsprozessen und Gruppenmoderation beschäftigt, über Ernährung, Gesundheit und Möglichkeiten emotionaler Heilung, aber auch mit weitreichenderen Themen wie dem heutigen Geldsystem und mit Alternativen dazu, mit den heutigen politischen Systemstrukturen und vielen anderen Themen.

Auch auf ganz persönlicher Ebene hat sich viel getan.

Geduld steht ganz oben auf der Liste: Ich bin geduldiger mit mir selbst und mit anderen geworden. Ich stelle weniger Erwartungen, wie andere Menschen sich (mir gegenüber oder allgemein) bitteschön verhalten sollen. Das entspannt das ganze Leben sehr! Und es führt dazu, dass ich viel besser mit anderen in Kontakt komme.
Ich spüre meinen Körper und meine Intuition immer deutlicher. Meine Empathiefähigkeit und Mitgefühl hat sich ausgeweitet – gegenüber mir selbst und anderen. All das führt zu mehr Wohlbefinden im Körper und mehr Selbstvertrauen.

Im Ernst: Schon die Gemeinschafts-Forschungsreise war für mich wie ein Dauer-Coaching – und seit ich in Gemeinschaft lebe, wurden persönliche Entwicklungsprozesse noch mehr beschleunigt!

Hier findest du ein Video, in dem ich darüber spreche, was ich auf der Suche gelernt habe.

Was „bringt“ es, in Gemeinschaft zu leben?

Warum sollte sich jemand darauf einlassen, mit Leuten zusammen zu leben, die vielleicht ganz andere Vorstellungen von Hygiene oder Privatsphäre haben? Warum sollte man sich im Alltag mit anderen absprechen und sich in Teamwork üben, wenn man doch einfach sein eigenes Ding machen kann?

Hier sind ein paar Gründe, warum sich gemeinschaftliches Leben lohnt:

In Gemeinschaft kann man viele Ressourcen teilen und Fähigkeiten bündeln,
…was dazu führt, dass man viel mehr zusammen schaffen kann, als jede/r Einzelne es könnte,
…was bedeutet, dass die Bewohner (optimalerweise) weniger Geld brauchen, und daher auch weniger Zeit mit Geldbeschaffungsmaßnahmen verbringen müssen,
…und so können die Bewohner mehr Zeit haben für das, was ihnen Freude macht und wichtig ist – insbesondere für soziale, ökologische oder andere Projekte, die die Welt schöner machen.

Weiterhin kann das Leben in Gemeinschaft ein Paradies für Kinder sein und Eltern entlasten. Denn Kinder können sich frei bewegen und mehrere erwachsene Ansprechpartner haben, und Eltern müssen nicht ständig verfügbar sein oder für Betreuung bezahlen. Gerade jetzt bieten Gemeinschaften Gleichgesinnter die Chance, dass Kinder ohne Masken- und Impfwahnsinn aufwachsen können, indem Eltern Lerngruppen oder gar eine freie Schule auf die Beine stellen. Optimal ist es natürlich, wenn Eltern sich und ihren Kindern den Schulzwang ganz ersparen, so dass die Kinder in Freiheit aufwachsen und das lernen können, was sie wirklich für ein glückliches Leben brauchen.

Gemeinschaften können Projekte umsetzen, die sich einzeln schwer verwirklichen ließen: Bauen mit Naturmateralien, Eigenversorgung mit Lebensmitteln und Energie, und vieles mehr.

Viele Gemeinschaften sehen sich als Experimentierfelder für ein stammesähnliches, wertschätzendes Miteinander, in dem sich jeder nach Fähigkeiten und Bedürfnissen einbringt.

Gemeinschaften wirken wie Beschleuniger für die persönliche Entwicklung.

…und vieles mehr! Dazu könnte man noch viel mehr schreiben…

Was tragen Gemeinschaften gesellschaftlich zum Wandel bei?

Natürlich braucht es viele Lösungsansätze, auch auf einer größeren politischen und wirtschaftlichen Ebene, um die nötige Veränderung zu bewirken. Und gleichzeitig denke ich, dass Lebensgemeinschaften eine sehr wichtige Rolle in diesem Prozess spielen können – indem sie als „Samen“ dienen, und aus denen zukünftige Lebensformen wachsen können, die mehr im Einklang mit den Bedürfnissen von Mensch und Natur sind.
Erfolgreiche Gemeinschaften können Leuchttürme sein, die andere inspirieren, Ähnliches in die Tat umzusetzen. In einigen Hinsichten sind große Dorfprojekte wie „Sieben Linden“ oder das ZeGG oder Tamera bereits solche Leuchttürme, und es kommen immer mehr dazu. Hier stelle ich eine Initiative vor, die in ganz Deutschland Dorfprojekte für freidenkende Menschen startet.

Wie seht ihr das?

Ich freue mich über Rückmeldungen und konstruktive Kritik, Ergänzungen und Fragen! Schreibt sie gerne in die Kommentare 🙂

—————————–
Literaturtipp: Der Gemeinschaftskompass – von Eva Stützel

9 Antworten

  1. Danke Manuela. Das berührt mich gerade sehr, weil ich nach solch einer Lebensform suche. Ich ziehe mich immer mehr zurück in die Einsamkeit, mache alles alleine, der Konsum, das Weltgeschehen, die Umwelt, das Klima, das Artensterben, der Verpackungsmüll, die Werbung, der ganze Trubel um Weihnachten, dann Karneval, dann Ostern, dann….. ich bin depressiv, und verschlechterte meinen Zustand, indem ich mich mehr und mehr zurückziehe.

    Toll, wie du schreibst, ehrlich und super nachvollziehbar für mich. Ich bin 55 Jahre, und hätte gerne diese Energie, mir solche Gemeinschaften anzusehen und befürchte auch, dass es nirgends meins gibt. Ich denke, ich wage jetzt den Schritt, mich erstmal nach einer Hausgemeinschaft umzusehen und den Wohnort zu verlassen, der mich niederdrückt.

    Danke für deine Veröffentlichung und Echtheit. Ich würde so gerne am Ball bleiben

    Liebe Grüße
    Andrea

  2. ich habe gleiche erfahrungen mit gemeinschaften gemacht. keiner moechte ich mich anschliessen aber der besuch dort war intressant und ich konnte viel lernen. ein grosses fazit fuer mich war leider, dass keiner der gemeinschaften so richtig,idealerweise funktioniert. sehr oft kamen mir die leute in den alternativen gemeinschaften und deren probleme untereinander wie die groessten spiesser ueberhaupt vor. sorry das sagen zu muessen. darueberhinaus funktioniert das leben in der gemeinschaft nie so wie es nach aussen dargestellt wird. ich fand es eher immer anstrengend. aber weigstens versuchen es die leute und ist immer noch besser in einer stino standard gesellschaft zu leben. einzelne projekte im projekt haben mir oefters gut gefallen. ich muss dazu sagen das ich weltweit communitys besucht habe und nicht nur in deutschland. ehrluch gesagt.. in deutschland habe ich die schlimmsten erfahrungen gesammelt..bzw. mich hat keine der besuchten communitys angesprochen dort zu leben. aber naja… wiegesagt.. zumindest gibt es alternativen und die leute versuchen etwas auf die beine zu stellen.

    1. Hallo Hubert,

      ja spannend, was du erzählst. Ich mag mal einen Punkt herausgreifen:
      „Keine der Gemeinschaften hat so richtig idealerweise funktioniert“.

      Das ist wahr, es gibt keine ideale Gemeinschaft. Und wie könnte es auch? Wir im „zivilisierten“ Europa haben nicht gelernt, gemeinschaftlich zu leben. Stattdessen haben wir Konkurrenz und Neid, Vergleiche und Leistungswahn gelernt. Und wir leben auf eine Art und Weise, die uns vom Babyalter an zutiefst traumatisiert, und die der Natur komplett widerspricht.

      Und dann versuchen Menschen, unter diesen Voraussetzungen trotzdem gemeinschaftlich zu leben! Was für ein Abenteuer! Das erfordert die Bereitschaft, sich selbst in Frage zu stellen – also eigene Erwartungen und Gewohnheiten und Glaubenssätze aufzugeben. In Gemeinschaft ist es nötig, sich damit zu entspannen, dass andere Menschen anders sein dürfen. Gemeinschaft ermöglicht tiefe Heilung; sie fordert uns heraus, uns ganz echt zu zeigen, und tief im Inneren gesund zu werden. Und das kann harte Arbeit an sich selbst bedeuten.

      Und das kann sich auch mal anstrengend anfühlen, wie du ja schriebst… oder auch mal „spießig“, gerade wenn Menschen in Gemeinschaft dann doch nicht bereit sind, sich ihren persönlichen Themen zu stellen.

      Aber hey, was erwarten wir denn? Die „zivilisierte“ Welt hat ein paar Tausend Jahre Patriarchat/Dominanzsystem hinter sich, und wir leben immer noch voll darin, auch wenn es sich noch so demokratisch nach außen darstellt. Und wenn wir nun zurück zum gemeinschaftlichen Leben wollen, werden wir bei den ersten ungeschickten Schritten stolpern. Das ist ok, da dürfen wir Mitgefühl mit uns selber und anderen haben! Üben, üben, üben – es kann sich nur lohnen.

      Viele Grüße,
      Manuela

  3. Liebe Manuela,
    spannend deinen Beitrag zu lesen. Ich bin schon im Rentenalter, aber all die Themen, die Du angesprochen hast, sind auch für mich noch von Bedeutung, d.h. sie werden immer bedeutungsvoller je älter ich werde.
    Ich würde gern von dir wissen, warum keine der Wohnformen für dich in Frage kam. Lag es an den Menschen, lag es am Konzept?
    Wir suchen auch nach alternativen Wohnformen und setzen uns im Vorfeld damit auseinander wie gleich oder ungleich die anderen sein sollten. Gerald Hüther ist der, der uns Mut macht, aber die wenigsten kennen ihn. Dabei sollten seine Erkenntnisse zum Basiswissen gehören.
    Passend dazu dein Leitmotiv:“ Ressourcen teilen und Fähigkeiten bündeln.“
    Vielleicht kennst Du Menschen, die ebenfalls interessiert sind und sich mit uns in Verbindung setzten möchten.
    Deine Seite finde ich toll und bin der Meinung, daraus sollte etwas Größeres entstehen.
    Ganz liebe Grüße
    Angelika

    1. Hallo Angelika,

      danke für das Feedback und ja, ich bin dabei, einen Podcast zu planen und zu überlegen, wie die Seite wachsen kann 🙂

      Ihr sucht Menschen, die… an was genau interessiert sind? Wenn ihr Menschen sucht, die mit euch eine Gemeinschaft gründen wollen oder wenn ihr in eine Gemeinschaft einsteigen möchtet – schaut gerne mal in diesen Blogartikel, da habe ich Ideen für diese Suche zusammengetragen: https://transformatorium.space/wie-findet-man-alternative-lebensgemeinschaften/

      Gerald Hüther…
      also es gibt einige Gemeinschaften, wo eine freie Schule in der Nähe ist (wo die Schüler so frei lernen können, wie es eben in Deutschland möglich ist), zum Beispiel den Windberg, oder der Lebensgarten Steyerberg. Falls ihr euch darauf bezieht.

      Woran es lag, dass ich zu keiner der Gemeinschaften voll „ja“ sagen wollte? Das kann man nicht pauschal sagen. Mal fand ich zu den Menschen keine Resonanz, mal lag es am Wohnumfeld, mal an zuviel Chaos, mal an zuviel oder undurchsichtiger Hierarchie, mal an zuviel Erwartungen was den Arbeitseinsatz für die Gemeinschaft angeht, die eine war viel zu abgelegen, mal waren es undurchsichtige Eigentumsverhältnisse, mal dies mal das. Jede Gemeinschaft ist einzigartig. Jetzt ist mir schon mal klarer, welche von meinen „Ansprüchen“ in Gemeinschaft erfüllt werden können und welche nicht, was ich wirklich brauche und was nur ein nettes Extra wäre… und so kann ich mich demnächst mehr fokussieren.

      Viele Grüße!
      Manuela

  4. Sei mir herzlich gegrüßt Manuela,

    irgendwo war Dein Text „Erfolg und Scheitern von Gemeinschaften: Woran liegt’s ? – Teil 1“ verknüpft, welcher mich auf Deine Weltnetzpräsenz führte.
    Du verfügst über einen ganz wunderbaren Schreibstil und Deine Texte in bezug auf Gemeinschaften sowie deren Gelingen resp. Scheitern erweiterten meinen Horizont über mein eigentliches Thema der Konzeptionierung einer Familienlandsitz-Siedlung hinaus. Wichtige Punkte, die es bereits im Vorfeld zu berücksichtigen gilt.

    Du schriebst „Weiterhin kann das Leben in Gemeinschaft ein Paradies für Kinder sein und Eltern entlasten. Denn Kinder können sich frei bewegen und mehrere erwachsene Ansprechpartner haben, und Eltern müssen nicht ständig verfügbar sein oder für Betreuung bezahlen.“ Das ist meine Intention zur Umsetzung einer Familienlandsitz-Siedlung; die Kinder. Die für mich wichtigsten Menschen auf dieser Welt. Sie sollen das Maß aller Dinge in dieser Siedlung sein die für sie paradiesisch sein wird.

    Hinsichtlich des von Dir angesprochenen „…. gerade wenn Menschen in Gemeinschaft dann doch nicht bereit sind, sich ihren persönlichen Themen zu stellen.“ werden wir den Weg der Familienaufstellung mit den Siedlern gehen; meine Partnerin ist ausgebildete systemische Familienaufstellerin nach Bert Hellinger. Und sie ist genial darin.

    In Bezug auf die Deinerseits geäußerten Kritikpunkte von von Dir besuchten Gemeinschaften, denke ich, daß eine Familienlandsitz-Siedlung den Menschen den passenden Rahmen für die richtige Balance zwischen Gemeinsamkeit und allein mit der Familie bzw. bei Einzelpersonen das Alleinsein mit sich und / oder der Natur bieten wird.

    Ich bin gespannt auf Deine anderen Texte !

    Einen herzlichen Gruß von ULLI

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